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Flaschenaufzucht von Lämmern

Auch bei Schafen oder Schafrassen mit sehr guter Mütterlichkeit kann es in seltenen Fällen vorkommen, dass die Lämmer nicht angenommen werden, von anderen Muttertieren „geraubt“ werden (und danach verstoßen) oder dass die Lämmer selbst nicht vital genug sind, um schnell genug aufzustehen und zu trinken. In solchen Fällen steht der Züchter vor der Frage, wie mit diesen Lämmern verfahren werden soll, und vor allem, wann der Züchter eingreifen muss. Da zu diesem Themenkomplex immer wieder Fragen an uns herangetragen werden, finden Sie nachfolgend eine kurze „Anleitung“ zur Aufzucht von Flaschenlämmern.

 

Wann soll/muss der Züchter eingreifen?

Die erste und wichtigste Frage überhaupt ist, ob - und wenn ja dann wann - der Züchter (wie?) eingreifen soll.

Grundsätzlich ist zunächst festzustellen, dass bei Schafrassen und Herden mit guter Mütterlichkeit nur sehr selten die Hilfe des Züchters notwendig ist. Bei der Entscheidungsfindung, ob die Tiere Hilfe benötigen oder nicht, sollte man berücksichtigen, dass die schnelle und ausreichende Aufnahme der sog. Kolostralmilch (Biestmilch) für die weiteren Überlebenschancen der Lämmer von herausragender Bedeutung ist. Die Kolostralmilch sorgt nicht nur für eine passive Immunisierung sondern stellt auch die einzige Energiequelle der Lämmer für die sehr energieaufwendige Regulation der Körpertemperatur dar. Eine Unterversorgung mit Milch führt zwangsweise zur Hypothermie (Unterkühlung) und führt damit sehr schnell (innerhalb von Stunden) zum Tod der Lämmer. Deshalb benötigen Lämmer innerhalb der ersten zwei bis vier Stunden eine ausreichende Menge an Milch um damit ihren Energiebedarf zu decken und neben der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur auch die Atmung und das Herz-Kreislauf-System in Gang zu halten. Der Faktor Zeit spielt bei der Versorgung der Lämmer damit eine entscheidende Rolle – jede Verzögerung verschlechtert die Überlebenschancen der Lämmer, insbesondere dann, wenn die Umgebungstemperaturen niedrig sind, ist höchste Eile geboten. Greift der Züchter nicht rechtzeitig ein, stirbt das Lamm. Vor diesem Hintergrund sollte man alle möglichen Hilfsmaßnahmen und ggf. deren Scheitern bewerten.

 

Wann sollte oder muss der Züchter eingreifen?

Direkt nach einer normal verlaufenden Geburt (1 bis maximal 2 Minuten später) leckt das Mutterschaf das Lamm ab um die Eihäute zu zerreißen, das Lamm zu trocknenAtmung und Kreislauf anzuregen, die Mutter-Kind-Bindung aufzubauen, das Lamm bei der Eutersuche zu unterstützen und den Geburtsplatz zu säubern. Die Leckdauer (bis zu 30 min) und die Leckintensität geben Hinweise auf die Mütterlichkeit. Durch leichtes abspreizen der Hinterbeine gibt das Muttertier das Euter frei (Euterpräsentation) und signalisiert so die Duldung des Lammes beim Trinken (Duldungsverhalten). Bleibt dieses Verhalten der Mutter aus (was praktisch nie passiert), so muss der Züchter eingreifen.

 

Im Schnitt fangen Lämmer wenige Minuten nach der Geburt mit Beinbewegungen und Aufstehversuchen an. Nach 10 bis 30 Minuten stehen die Lämmer zum ersten mal, nach 10 bis 90 Minuten saugen sie zum ersten mal und trinken dann ca. 15 mal pro Stunde. Wenn das Lamm nicht aufsteht und trinkt oder die Mutter es nicht trinken lässt, gehen die Energiereserven des Lammes sehr schnell zu Ende. Deshalb sollte in diesen Fällen – möglichst schnell (innerhalb von zwei bis vier Stunden) – eingegriffen werden. Grundsätzlich ist beim „Auffinden“ von Lämmern ohne Muttertier in der Nähe davon auszugehen, dass das Lamm – aus welchem Grund auch immer – nicht (mehr) versorgt wird. Hier muss der Züchter helfen.

 

Welche Möglichkeiten der Hilfeleistung sind in welcher Reihenfolge möglich?

  1. Das Muttertier einfangen und festhalten/anbinden und das Lamm an den Strich ansetzen, damit es trinken kann. Notfalls wird die Mutter umgesetzt um sicher kontrollieren zu können, dass das Lamm trinkt.
  2. Lässt sich die Mutter – warum auch immer - nicht fangen, kann zur Not auch eine andere Mutter mit Lämmern „zweckentfremdet“ werden.
  3. Bei schwacher Mutter-Lamm-Bindung ist die Aue mit dem Lamm in einer kleinen Box für mehrere Tage einzusperren. Aus der engen räumlichen Nähe entwickelt sich oft die Mutter-Lamm-Bindung und die beiden können frei gelassen werden. Gelingt der Aufbau der Mutter-Lamm-Bindung  nicht, ist die Mutter zu entfernen und das Lamm von Hand aufzuziehen.
  4. Steht die Mutter – aus welchem Grund auch immer – nicht (mehr) zur Verfügung, so kann für die Fütterung der Lämmer auch Milchersatz und bei Neugeborenen auch Biestmilch verwendet werden. Ist kein Milchersatz vorhanden, so kann handelsübliche Kuhmilch verwendet werden! Der Grundsatz lautet: Lieber schnell mit Kuhmilch füttern als langsam Milchersatz zu beschaffen um erst dann zu füttern. Entscheidend sind die ersten 2-4 Stunden im Leben des Lamms. Bei schwachen Lämmern - z. B. bei Drillingen – kann auch zugefüttert werden, ohne dass die Mutter-Lamm-Bindung dadurch beschädigt wird. Da die Milch als Energiequelle genutzt werden soll, ist es wichtig, diese auf ca. 37 bis 40°C zu erwärmen.
  5. Da Kuhmilch weniger Fett enthält als Schafsmilch, kann die Kuhmilch mit handelsüblicher Sahne „aufgerüstet“ werden (ca. 2 Esslöffel auf 50 ml Kuhmilch). Wichtig ist dabei weniger die Zusammensetzung der Milch als vielmehr die schnelle Versorgung des Lamms.
  6. Findet man Lämmer erst sehr spät (älter als 4 Stunden) kann es vorkommen, dass der Saug- und Schluckreflex beim Tränken mir der normalen Babyflasche nicht mehr ausreichend ausgelöst wird, weil das Lamm schon zu schwach ist. In diesen Fällen muss das Lamm „zwangsernährt“ werden.  Dazu empfiehlt sich eine kleine Flasche mit einem längeren „Hartplastik-Mundstück“. Gut geeignet sind die kleinen Ölfläschchen (siehe rechts), die man im Fahrradhandel bekommen kann und leicht reinigen kann. Der Aufsatz der Flasche lässt sich sehr leicht – aber nicht zu weit – in den Mund der Lämmer stecken. Bei leicht gestrecktem Hals kann mit leichtem Druck auf die Flasche Milch ohne Saugreflex in den Mund des Lammes gegeben werden, die dann eigentlich immer auch geschluckt wird. So lassen sich viele Lämmer noch retten!

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