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Exterieurbeurteilung

 

Bei der Beurteilung der Qualität von Schafen für die Zucht hat sich eine Bewertung der drei Gruppen Wolle, Bemuskelung und Exterieur (= Erscheinungsbild) nach einem 9-Punkte-Schema durchgesetzt. Jedes dieser drei Merkmale (Wolle, Bemuskelung und Exterieur) wird - wie beschrieben - mit einer Note zwischen 1 und 9 benotet, wobei 9 die maximal zu erreichende Note "ausgezeichnet" darstellt, und 1 die Note "sehr schlecht" abbildet. Für die Zucht sollten nur Tiere ausgewählt werden, die den Rassestandard in Richtung der gewünschten Zuchtziele verbessern können, also im Regelfall Tiere der Zuchtwertklasse 1. Mit Ausnahme des Merkmales Wollqualität also Tiere, die in den drei Bewertungsgruppen mindestens die Note gut oder besser bekommen haben. Der Notendurchschnitt unserer Herde ist in allen drei Merkmalen derzeit 7,75 und wir verfolgen unter anderem das Ziel, einen Notendurchschnitt von 8,0 oder höher zu erreichen.

 

Die Bewertung des Erscheinungsbildes einer grauen gehörnten Heidschnucke verlangt nach einem hohen Fachwissen und viel Erfahrung, da gerade bei Spitzentieren die Unterschiede nur noch minimal sind. Lassen sich durch "Augenscheinseinnahme" und Vergleiche (oder mangelnde Erfahrung) keine fundierten Bewertungen (mehr) durchführen, spricht nichts dagegen, biometrische Daten zu erheben, und diese für die Bewertung der Tiere heran zu ziehen. In manchen Fällen (Klauenhärte) ist dies sogar die einzige Möglichkeit der objektiven Bewertung.  

 

Die Beurteilung einer Heidschnucke beginnt zunächst mit der eindeutigen Identifikation des Tiere (Ohrmarke), um unter anderem das genaue Alter feststellen zu können. Anschließend betrachtet man das Tier mit ausreichendem Abstand um den Entwicklungszustand (abhängig vom Alter) abschätzen zu können, und einen "ersten Eindruck" zu bekommen (Proportionen, Figur, rassespezifische Merkmale etc.). Anschließend erfolgt die Bewertung der einzelnen Körperpartien vom Kopf an:

 

1. Kopf

Bei Schafen bildet der Kopf (Form und Ausdruck) ein sog. sekundäres Geschlechtsmerkmal und spielt deshalb bei der Auswahl der Partner durch die Tiere (sofern eine Wahlmöglichkeit besteht) eine große Rolle. Die Kopfform der Heidschnucken solle länglich und nicht zu breit sein, um den Geburtsvorgang nicht zu erschweren. Böcke sollten einen starken, "männlichen" und Auen eine "weiblichen" Ausdruck haben. Die Hörner sollen in Form und Krümmung dem Rassestandard entsprechen, also bei Auen im Querschnitt linsenförmig  und sichelartig nach hinten gebogen sein. Bei Böcken im Querschnitt dreieckig und dadurch zur streng symetrischen Hornschnecke mit mittlerem Abstand gebogen (kein Einwachsen in den Kopf oder Sichtbeschränkung, nicht zu weit vom Kopf entfernt = Schutz bei Rangstreitigkeiten)). Die Augen sollen klar sein, die Schleimhäute der Augen (Augengrund) rosa und die Augenlider sauber abschließen (nicht eingestülpt). Der ganze Kopf soll tief schwarz sein ohne die typischen Fehler der weißen Augenringe oder dem weißen Maul. Die Zähne des Unterkiefers müssen bündig mit der Kauplatte abschließen und tadellos sein (Fehler sind nicht zuchttauglich). Eine Kopfbehaarung (Schaupe) oder total verwachsene Köpfe sind unerwüscht. Die Ohren sind klein und stehen schräg aufwärts. 

  

2. Hals

Der Hals der Heidschnucken soll mittellang und schlank ohne Hautfalten oder locker sitzender Haut sein, da dies beim Scheren der Tiere hinderlich wäre. Genau wie beim Kopf ist die Wolle am Hals schwarz

 

3. Widerrist

Die Vorderbeine der Schafe sind durch Muskeln und Bänder mit dem Stützskelett am Widerrist verbunden. Eine möglichst feste Verbindung macht die Tiere marschfähig, schwache Verbindungen führen schnell zu Ermüdungserscheinungen. Deshalb sollte der Widerrist (gesamte Vorderhand) gut Bemuskelt sein, erkennbar an einem flachen, dachartigen Widerrist. In der Bewegung dürfen die Schulterblätter nicht (abwechselnd) über den Widerrist hinausragen. Im Idealfall ist die Wolle auf dem Widerrist schwarz gefärbt (schwarzer Sattel).

 

4. Brust

Im Brustkorb, durch die gut gewölbten Rippen geschützt, finden sich die Lunge und das Herz der Schafe. Ein gut ausgebildeten Herz-Kreislauf und Atmungssystem ist nicht nur die Grundlage einer optimalen Tiergesundheit, sondern auch eine zwingende Voraussetzung für die Marschfähigkeit der grauen gehörnten Heidschnucken. Entsprechend ist eine konvexe Wölbung der Rippen notwendig, damit die inneren Organe ausreichend Platz haben. Der Brustkorb sollte breit, tief, vorstehend und in der Wolle schwarz sein.

 

5. Rücken

Da sich im Rücken die wertvollsten Fleischpartien befinden, besteht das Zuchtziel in großrahmigen Heidschnucken mit langem, geradem Rücken. Je länger der Rücken züchterisch herausgebildet wird, desto anspruchsvoller ist jedoch die Funktion der Spannungsmuskulatur, und desto größer ist das Risiko, dass der Rücken der Schafe sich senkt. Insbesondere bei (älteren) Auen mit zahlreichen (Zwillings-)Geburten ist die Beanspruchung der Wirbelsäule extrem. Häufig erkennbar an einem leicht abgesenktem Rücken bei steigendem Alter. Druck im Rücken, Senkrücken oder umgekehrt sog. Karpfenrücken sind unerwünscht.

 

6. Becken

Als Ansatzpunkt für die Oberschenkelmuskulatur (Keule) sollte das Becken möglichst breit, lang und gut bemuskelt sein, erkennbar an einem flachen, deckelartigen Abschluss.  Ein breites Becken mit einem großen Geburtskanal begünstigt die mühelosen Geburten der Heidschnucken.

 

7. Gliedmaßen

Die Gliedmaßen (Fundament) tragen das gesamte Körpergewicht des Schafes und sorgen für die gute Marschfähigkeit der Heidschnucken. Eine optimale Kraftübertragung des Gewichtes auf das Stützskelett ergibt sich, wenn die Beine schulterbreit / beckenbreit gerade unter dem Rumpf stehen. So wird die Muskeln- und Bänderstruktur nur wenig belastet. Dazu müssen die Knochen kräftig, aber nicht grob sein, die Gelenke "trocken" (ohne Spiel) und die Klauen hart mit kleinem Klauenspalt. Das Sprunggelenk sollte (rassespezifisch) gewinkelt  (bessere Geländegängigkeit) und die Fessel straff sein. Die Vorderbeine stehen gerade unter dem Widerrist. Fehlstellungen führen zu ungünstigen Gewichtsverteilungen mit dauerhaften Fehlbelastungen von Muskeln, Bändern und Klauen.  

Bewertungsschema und ZuchtwertklasseBewertungsschema und Zuchtwertklasse

Heidschnuckenbock mit sehr schöner HornschneckeHeidschnuckenbock mit sehr schöner Hornschnecke

Eine absolut rassetypische graue gehörnte Heidschnucke. Nachwuchsbock, 1 1/2 Jahre altEine absolut rassetypische graue gehörnte Heidschnucke. Nachwuchsbock, 1 1/2 Jahre alt

Graue gehörnte Heidschnucke mit perfektem RahmenGraue gehörnte Heidschnucke mit perfektem Rahmen

Mit 9/9/8 (Wolle/Bemuskelung/Exterieur) bewerteter HeidschnuckenbockMit 9/9/8 (Wolle/Bemuskelung/Exterieur) bewerteter Heidschnuckenbock

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